Idee: Mitten in Würselen hat die Bergbauvergangenheit der Stadt eine große Freifläche hinterlassen – ehemalige Restflächen, auf denen die Abraumhalden der Montanindustrie aufgeschüttet wurden. Diese Halden sind ein einzigartiges Zeugnis der industriellen Vergangenheit des Ortes und stellen heute, nachdem sie jahrzehntelang brach lagen, eine erstaunliche Renaturierungsfläche mit einer Vielzahl von Pflanzen und Tieren dar. Insbesondere die schwer nutzbaren Haldenböschungen, die das Gelände am ehemaligen Singer-Areal durchziehen, beherbergen eine unersetzliche Vielfalt an Biotopen, eine „Brutstätte der Artenvielfalt für Pflanzen und Tiere“, die eine Vorreiterrolle bei der Renaturierung von Halden einnimmt.
Wir erkennen die hohe Attraktivität dieses Standortes an und unterstützen sie mit einer lockeren Bebauungsstruktur. Dieser Entwurfsansatz respektiert die Attraktivität des Geländes und inszeniert es als parkähnlichen Raum durch behutsame
Wegeführung, Bepflanzung und Terrassierung. Ein wichtiges Anliegen dabei ist, dass die Bewohner die neue Bebauung niederschwellig durchqueren, in den Naturraum eintreten können und somit als Fortsetzung des Naturraumes der Halde verstehen: Der Haldenpark kommt an die Straße!
Im Rahmen des Werkstattverfahrens für die Bahrenfelder Friedhöfe und die Volkspark Landschaftsachse wurden vonvier PlanungsteamsEntwürfe für die zukünftige Gestaltung entwickelt. Sie bilden die Grundlage für übergeordnete Empfehlungen, auf deren Grundlage konkretere Planungen erarbeitet und erste Projekte umgesetzt werden sollen.
So entstanden vier unterschiedliche Entwürfe zur zukünftigen Gestaltung der Flächen. Die Entwürfe wurden anschließend diskutiert, gegenübergestellt und ausgewertet. Auf dieser Grundlage wurden ein daraus extrahierter Programmplan und konkrete Empfehlungen entwickelt. Sie dienen der Kirche und der Stadt als Grundlage für erste Umsetzungsschritte und weitere Vereinbarungen. Alles mit dem Ziel die Bahrenfelder Friedhöfe städtebaulich und freiraumplanerisch weiterzuentwickeln und damit die Volkspark Landschaftsachse aufzuwerten und durchgängig erlebbar zu machen.
Calder Park
Das Bild der beweglichen Mobiles von Alexander Calder bildet die Grundlage für diesen Entwurf. Vor dem Hintergrund einer genauen Analyse der Freiraum- und Gehölzstrukturen wird eine gärtnerische Transformation durch ein gezieltes Pflege- und Unterhaltungsprogramm vorgeschlagen.
Der Entwurf:
Mit verdichteten ‚Baummassen‘ und großzügigen Lichtungen soll der Volkspark in die Landschaftsachse hinein erweitert werden. Die Lichtungen werden nicht als fertige Bilder vorgestellt, sondern sollen aus dem Bestand heraus entwickelt werden. Dabei soll der Baumbestand aus Koniferen und unterschiedlichen Laubbaumarten mit Blick auf die notwendige Klimaanpassung untersucht und ausgelichtet werden. Aus den heute scheinbar schlafenden Friedhöfen soll so eine Folge von Stadtteilparks entstehen. Ein besonderes Element des Entwurfs bildet der als „Parkway“ ausformulierte Holstenkamp.
Die gärtnerische Transformation, mit der die heutigen Friedhöfe aus dem Diffusen in eine stärkere Kontrastierung von Teilräumen überführt werden sollen, lässt viele Spielräume für zukünftige Entwicklungen. Vorgeschlagen wird darüber hinaus die Transformation der Grünräume partizipativ zu gestalten. Der Grundansatz, mit dem Grün zu arbeiten, zu verdichten und auszulichten lässt einen eigenständigen Freiraum erwarten, der seine Vergangenheit zum Ausgangspunkt für die Zukunft der Landschaftsachse macht.
Sowohl die gestalterischen Qualitäten wie auch der Ansatz die Transformation der Friedhöfe partizipativ mit den Anwohner:innen zu gestalten wurden vom Begleitgremium sehr positiv hervorgehoben.
Die alten Baum- und Gehölzbestände der Friedhöfe sind ein ökologischer wie gestalterischer Schatz, den es zu bewahren, an die Zukunft anzupassen, zu strukturieren und gestalten gilt. Es sollte zeitnah ein überarbeitetes Pflegekonzept entwickelt werden, dabei sollten auch partizipative Ansätze, wie gemeinsames Gärtnern mit den Anwohner:innen einfließen.
PS: Un grand merci à la paysagiste Fanny Christinaz pour sa participation exeptionnelle et passionnée.
„Der von der Jury einstimmig zum Sieger gekürte Entwurf des Landschaftsarchitekturbüros atelier le balto aus Berlin in Zusammenarbeit mit C/O Zukunft Stadtplanung und Stadtentwicklung aus Hamburg baut auf den vorhandenen Nutzungs- und Freiraumstrukturen des Parks am Hochwasserbassin auf und setzt diese Vielfalt in einen überzeugenden gestalterischen Gesamtrahmen.
Er berücksichtigt dabei unterschiedliche zeitliche Perspektiven der Parkentwicklung und zeigt für den Realisierungsteil schnell umsetzbare Maßnahmen auf. Dem Wettbewerb vorausgegangen war ein umfassendes Beteiligungsverfahren der vor Ort ansässigen Akteure. (…)“
Pressetext der Stadt Hamburg
„(…) Insgesamt besticht die Arbeit durch eine Vision, die weit in die Zukunft gedacht ist und zugleich im Realisierungsbereich bereits schnell umsetzbare Maßnahmen aufzeigt. Durch die geforderte Zusammenarbeit zwischen Verwaltung und lokalen Nutzerinnen und Nutzern sowie die Verbindung von städtischen sowie gärtnerischen Maßstäben entsteht hier ein innovativer Park Typus, der soziales Handeln und gestalterische Ansprüche auf ideale Weise miteinander verbindet.“ Beurteilungstext der Jury
Wettbewerbsteam:
atelier le balto, Landschaftsarchitekten
C/O Zunkunft, Stadtplanung und Stadtentwicklung Hamburg
Beraterinnen: Julia Marie Englert – Dorothee Halbrook – Johanna Padge – Nuriye Tohermes Hamburg